Review4. April 2025 Cineman Redaktion 5w3z72
Filmkritik: «L’amour ouf» – Die grosse Liebe im grossen Kino 57412z

Jackie begegnet Clotaire im Norden Frankreichs der 80er-Jahre. Zwei Welten prallen aufeinander – und es ist Liebe auf den ersten Blick.
Von Marine Guillain ; übersetzt aus dem Französischen
Mit «L’amour ouf» wagt sich Gilles Lellouche an sein bislang persönlichstes und ambitioniertestes Werk. Eine rauschhafte Liebesgeschichte, wild und zärtlich zugleich, die sich über Jahre und Generationen hinweg entfaltet. Der Vorspann erinnert an «West Side Story» in der Version von Spielberg, während im Hintergrund die Schornsteine einer metallverarbeitenden Fabrik Feuer speien – ein kraftvolles Bild für eine Liebe, die von Anfang an gegen den Strom schwimmt. Schon in der Eröffnung liegt Tragik in der Luft: ein Bandenkrieg, eine Schlägerei, eine Flucht – und plötzlich ein Moment des Tanzes, fast magisch. Man ahnt: Diese Geschichte endet nicht leicht. Oder vielleicht doch – wenn die Liebe stark genug ist?
Die Inszenierung ist ebenso exzessiv wie verspielt: wilde Kamerafahrten, grosse Emotionen, filmische Zitate, wohin das Auge blickt. Nahaufnahmen, schräge Winkel, ein wilder Schnitt – als würde die Kamera selbst atmen. Und das t: Denn «L’amour ouf» pulsiert vor jugendlicher Energie. Untermalt von Songs aus der Zeit – The Cure, Prince, Billy Idol – wirkt manches wie ein nostalgisches Musikvideo, das zwischen Aufbruch und Abgrund pendelt.
Clotaire – ein Name, der an die Lausbuben aus «Der kleine Nick» erinnert – ist hier ein verlorener Junge, ein Träumer mit Wut im Bauch, dem das Leben zu entgleiten droht. Jackie ist ganz anders: klug, entschlossen, neu an der Schule, aber mit dem Herzen am richtigen Fleck. Was mit einem wütenden Streit beginnt, wird zur zarten Annäherung. Es sind kleine Gesten, die zählen: ein selbst aufgenommenes Mixtape, ein paar gestohlene Flamby-Desserts, ein Kaugummi, der zum Symbol der Liebe wird – wie ein Herz, das nicht aufhören will zu schlagen.
Doch die Unschuld währt nicht lange. Die beiden geraten in einen Strudel aus Gewalt, Kriminalität und Schicksal. Die Kulisse wirkt plötzlich transatlantisch – irgendwo zwischen Belfast und Brooklyn. Lellouche zitiert die grossen Gangsterfilme, spielt mit den Codes des Kinos und erinnert dabei nicht selten an Scorsese.
Im zweiten Teil reift die Geschichte – und mit ihr die Darsteller. Adèle Exarchopoulos und François Civil übernehmen die Rollen von Jackie und Clotaire als Erwachsene. Sie knüpfen an die Magie an, die Mallory Wanecque und der beeindruckende Malik Frikah zuvor aufgebaut haben. Wie Romeo und Julia kämpfen sie weiter – für ihre Liebe, gegen alle Widrigkeiten. Zwei Sonnenfinsternisse später verabschiedet sich der Film unter einem kitschig-schönen Sonnenuntergang. Und obwohl man weiss, dass es zu viel ist – zu laut, zu wild, zu lang – kann man sich dem Sog dieser Geschichte nur schwer entziehen. Denn manchmal ist Kino genau das: ein Ort, an dem das Herz lauter schlagen darf.
«L'amour ouf» ist ab dem 3. April 2025 im Kino zu sehen.
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